Alle Knospen springen auf ...
Neues entsteht – seht ihr es denn nicht?
Die ersten warmen Sonnenstrahlen, kleine Pflanzensprossen, die durch die Erde brechen. Nun dauert es nicht mehr lang, bis ein zartes Grün an den Bäumen sichtbar wird. Alle Knospen springen auf. Es wird Frühling, von vielen nach der dunklen, kalten und zuletzt auch so nassen Jahreszeit herbeigesehnt. Für mich ist der Frühling eine Jahreszeit, in der ich mehr Hoffnung spüre als sonst. Liegt es an den ersten Blumen im Garten? Daran, dass man fast zusehen kann, wie die Natur aus dem Winterschlaf erwacht und Neues entsteht? Liegt es am Osterfest, das wir am ersten Sonntag nach Frühlingsvollmond feiern? Das Grab ist leer. Jesus ist auferstanden. Und wir haben allen Grund zur Hoffnung, dass auch unser Leben mit Gott nicht an den Gräbern endet. Ich lebe und ihr sollt auch leben. Darauf hofft die Christenheit.
Alle Knospen springen auf. Ich muss an dieses Lied denken, in dem so viel von Veränderung und Neuanfang die Rede ist, nicht nur in der Natur. Menschen, die wieder festen Boden unter die Füße bekommen, in der Lage sind, wieder mutig ihren Weg zu gehen. Menschen, die ihren Blick weiten und Neues erkennen. Mauern, tot und hart, werden weich und fließen. In dieser Formulierung klingt eine Sehnsucht nach friedlicher Gemeinschaft mit, die ich zunehmend bei mir spüre, je mehr Abgrenzung und Desinteresse an fremdem Ergehen ich erlebe.
Alle Knospen springen auf. Noch ist verborgen, welche Farbe die Blume haben wird, welche Form die Blüte. Man kann die Energie erahnen, die Kraft, die in der Knospe wirkt. Diese kleinen Vorboten vom Werden und Wachsen erinnern mich daran, wie viel Energie und Kraft auch uns geschenkt wird, damit etwas Neues entstehen kann. Manchmal weiß man am Anfang eines Vorhabens auch noch nicht, was einmal daraus werden wird.
Beim Propheten Jesaja heißt es: Seht hin; ich mache etwas Neues; schon keimt es auf. Seht ihr es nicht? (Jes. 43,19). Immer wieder fordert Gott uns auf, genau hinzuschauen, die kleinen Zeichen des Neuanfangs zu erkennen und an der Hoffnung festzuhalten.
In wenigen Wochen feiern wir Ostern. Die Auferstehung scheint noch so weit weg, oder ist schon so lang her, für viele viel zu abstrakt, als dass sie eine Bedeutung im Alltag haben könnte. Seht hin – ich mache etwas Neues, schon keimt es auf. Es gibt viele Vorboten der österlichen Freude. Zeichen, dass Gottes Reich schon angebrochen ist, mitten unter uns. Manchmal feiern wir mitten am Tag, ein Fest der Auferstehung. Noch so ein Lied, das mir in den Sinn kommt. Spürt ihr sie denn nicht, die Kraft, die in euch steckt, die euch zum Aufbruch ermutigt, die euch befähigt zu lieben und zu vergeben? Die Neues ermöglicht in euren Köpfen und durch eure Hände. Göttliche Energie. Sie wirkt in euch und durch euch. Schon keimt es auf. Seht ihr es denn nicht? Ich wünsche allen einen Frühling voller Staunen und Freude über Neues, was unser Leben bereichert. Seht ihr es denn nicht?
Pastorin Annegret Austen
Gemeindebrief Nr. 1 - 2024 | März 2024 bis Mai 2024