„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“
![Portrait Pastor Dr. Yorick Schulz-Wackerbarth (07.08.2021)](https://cdn.max-e5.info/damfiles/article/zwoelf_apostel_sarstedt_land/zwoelf_apostel_sarstedt_land/portraetbilder/DSC_0671_AMoegerle.jpg-ab554c5ce3e24da7270ceb700544d056.jpg)
Wenn’s weiter nichts ist!
Fühlen Sie sich angesprochen? Macht der was mit Ihnen, dieser Satz aus der Bibel? Bewegt Sie diese Jahreslosung 2024, Ihr Tun noch einmal grundsätzlich zu überdenken? Ich muss gestehen, auf mich wirkt diese Mahnung wie eine hohle Phrase: leicht dahingesagt, aber total an der Realität vorbei. Zugegeben, da werden in aller Kürze Kerngedanken unseres christlichen Glaubens auf den Punkt gebracht: Wir sollen Gott lieben (z. B. 5. Mose 6,5), unseren Nächsten, wie uns selbst (z. B. Mt 22,39), und sogar unsere Feinde (z. B. Mt 5,44). Alles mit Liebe, immer und überall, für jeden und jegliches. Aber mal im Ernst: Wer soll denn das schaffen? „Alles“ mit Liebe?! Das ist doch völlig übertrieben! Mit so einem Anspruch ist das Scheitern geradezu vorprogrammiert. Der christliche Glaube: freundlichfröhlich verpackter Frust. Da lässt man’s doch lieber gleich bleiben.
Mir hilft eine andere Lesart. Lesen wir mal keine Mahnung, sondern hören einen Segen!
Statt „sieh gefälligst zu, dass du alles und jeden liebst!“, eher „möge in allem, was du tust, in allem, was dir widerfährt, Liebe gegenwärtig sein!“, und zwar nicht, weil DU sie machst, weil du diese Liebe erzwingst und aus dir hervorbringst, sondern weil sie dir, deinem Tun und den Situationen, in die du gerätst, geschenkt wird. „Alles, was du tust, geschehe in Liebe“, bedeutet also anders gesagt: „Möge Liebe da sein, möge sie dein Tun segnen“.
So gelesen bringt der Satz einen viel wesentlicheren Gedanken unseres Glaubens zum Ausdruck. Als Segensspruch ermutigt er zum Vertrauen: „Lass dich fallen in die Arme einer Macht, die Liebe wirkt, weil sie die Liebe ist. Alles, was ihr tut, geschehe in dieser Liebe, einer Liebe, die von außen kommt, die wirkt, wenn ihr Raum geschenkt wird, wenn sie zugelassen wird.“
Ich finde, wir dürfen diese Jahreslosung als Segen empfangen – für uns und für alles, was uns noch in diesem 12. Jahr unserer Zwölf-Apostel Kirchengemeinde erwartet, mit neuen Anfängen und Aufbrüchen, mit einem neuen Kirchenvorstand und einem neuen Pastor. Möge sie dabei sein, möge sie uns begleiten und stärken, die Liebe, in allem, was wir tun.
Pastor Yorick Schulz-Wackerbarth
Gemeindebrief Nr. 2 - 2024 | Juni 2024 bis August 2024