„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“
Oder: Die Bcuhstbaenrehenifloge ist eagl
Oft bin ich einfach daran vorbei gegangen. Wenn wir wieder zu spät waren und gleich schon der Zug abfahren sollte. Im Fußgängertunnel unter den Gleisen stand mit großen Buchstaben ein kurzer Text, von dem die Farbe schon zu blättern begann. Aber er war noch zu erkennen, als er mir das erste Mal auffiel. Und irgendwann war auch Zeit, zu lesen:
„Afugrnud enier Stidue an der elingshcen Cmabrdige Unvirestiät ist es eagl, in wlehcer Rienhnelfoge die Bcuhtsbaen in eniem Wrot sethen, das enizg wcihitge dbaei ist, dsas der estre und Izete Bcuhtsbae am rcihgiten Paltz snid.“
Wie stark darf man die Buchstabenreihenfolge von Wörtern verdrehen, damit man einen Text noch versteht? Wenn es bekannte Worte sind, ist die Stellung einzelner Buchstaben kaum von Bedeutung für deren Lesbarkeit. Wichtig sind Anfang und Ende, weil wir mit etwas Übung nicht mehr jeden einzelnen Buchstaben lesen, sondern Wort und Bedeutung als Ganzes erkennen.
Es gibt Tage und Wochen im Leben, die sind wie solche Sätze: da gerät alles durcheinander. Wenn eine Beziehung zerbricht, eine Krankheit alles ändert oder im Beruf nichts mehr ist, wie es mal war. Manchmal überlagern sich die Dinge und geraten durcheinander. Aber was bleibt, sind Anfang und Ende.
Jesus hat einmal gesagt: „Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ (Offb 22,13).
Alpha und Omega (A und O) sind der erste und der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet. Alles andere liegt dazwischen. Wenn Anfang und Ende stehen, kann vieles durcheinander gehen, aber dann bleibt doch dieser Sinn. Das ist der Glaube, dass dieses Leben nicht schon alles ist, sondern wir als Christinnen und Christen hoffen dürfen, dass es gut wird. Obwohl etwas jetzt zerbrochen ist. Obwohl wir Abschied nehmen müssen. Obwohl es nicht leicht ist: Er ist da. In Jesus Christus haben wir einen Rahmen, der das alles umfasst und der das Durcheinander und das Chaos solcher Tage mit uns (er-)trägt.
Pastor Christoph Tödter
Gemeindebrief Nr. 3 - 2024 | September 2024 bis November 2024