Früher war mehr Lametta
Und was haben wir heute zu lachen?
In diesem Jahr, 2023, wäre Bernhard-Viktor Christoph- Carl von Bülow 100 Jahre alt geworden. Die Jüngeren werden mit diesem Namen vielleicht nichts mehr anfangen können. Und alle anderen werden ihn ohnehin eher unter einem anderen Namen gekannt haben. Loriot konnte die gesamte Familie vor dem Fernseher vereinen. Über seine pointierten Charaktere, mit denen er die deutsche bürgerliche Gesellschaft auf die Schippe nahm, konnten Jung und Alt gemeinsam lachen, selbst wenn sich der ein oder andere ein wenig von der Persiflage ertappt fühlte. Wenn ich Loriots Sketche erinnere und mir dabei sein verschmitztes Grinsen vor Augen führe, dann kommt auch mir wieder ein Lächeln über die Lippen.
Waren das unbeschwertere Zeiten? War früher tatsächlich „mehr Lametta“? Hatten wir damals mehr zu lachen?
Manchmal fühlt es sich so an. Zumindest ist mir in den letzten Jahren nur selten zum Lachen zumute gewesen, wenn mir meine Nachrichten-App wieder die nächste Benachrichtigung aus dem aktuellen Weltgeschehen aufs Handy schickte. Eine Krise jagt die nächste.
Vielleicht war es ja immer schon so? Vielleicht gab es schon immer so viel Unheil in der Welt. Möglicherweise sind wir heutzutage lediglich der Nachrichten- und Informationsflut viel mehr ausgesetzt als damals: alle Infos auf einen Klick – jederzeit und überall. Das war früher auf jeden Fall nicht so.
Wie dem auch sei: Ich brauche einen Lichtblick! Ich muss hoffen können, dass auch wieder andere Zeiten kommen. Mir helfen da die Worte Jesu, der seine NachfolgerInnen ermutigte: Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn die Zeit wird kommen, in der ihr vor Freude lachen werdet (Lukas 6,21). Jesus stellt eine Perspektive in Aussicht: Gott will, dass wir wieder etwas zu lachen haben. Und ich glaube, dass diese Zeit kommen wird – vielleicht sogar schon in diesem Jahr, und sei es nur mit einer kleinen Trendwende, einem zarten Anfang vom Ende der ein oder anderen Krise, mit einem Samenkorn der Hoffnung, das im Sturm der Zeiten aufkeimt. Ich hoffe es sehr!
Das Lachen darf uns nicht vergehen. Und das wird es auch nicht. Das glaube ich bestimmt.
Und übrigens, „wussten Sie schon, dass die Alpen einen ganz erbärmlichen Anblick bieten, wenn man sich die Berge einmal wegdenkt?“
Ihr Pastor Yorick Schulz-Wackerbarth
Gemeindebrief Nr. 1 - 2023 | März 2023 bis Mai 2023