gesangbuch

©_fotografical_Liane_Koehler

900 Jahre St. Martinskirche zu Lühnde

Zum Jubiläum im Jahr 2017

Kirche St. Martin Lühnde
Foto: Kristina Hennies, Ursula Behre

Die St. Martinskirche in Lühnde

Die romanische, kreuzförmige Bruchsteinkirche mit massivem Wehrturm ist heute das älteste Gebäude im Dorf. Ihre außergewöhnliche Bedeutung erkennt man daran, dass diese Kirche als einzige dreischiffige Pfeilerbasilika der ganzen Gegend angelegt wurde.

Taufbecken St. Martin
Foto: Kristina Hennies, Ursula Behre

Sie wurde dem Heiligen Martin von Tours geweiht. Martinskirchen sind fast immer sehr alte Kirchen. Sie waren meistens Archidiakonatskirchen. Lühnde ist eines der 41 Urarchidiakonate des Bistums Hildesheim. Der Archidiakon war das geistliche Oberhaupt, der Grundherr und Richter der Region. Aus dieser Mutterkirche oder Urpfarrei, zu der auch das Taufrecht gehörte, entstanden die kleinen Tochterkirchen der umliegenden Dörfer, die sich im Laufe der Jahrhunderte abtrennten. Im 13. Jahrhundert gab es schließlich ein dichtes Netz von Pfarrkirchen in Niedersachsen.

Im 12. Jahrhundert gehörten zum Archidiakonat Lühnde die Dörfer Rethmar, Evern, Dolgen, Haimar, Bolzum, Groß und Klein Sehnde, Wassel, Gretenberg, Wehmingen, Wirringen, Wätzum, Ummeln, Groß und Klein Lobke, Bledeln, Hotteln, Gödringen, Lehrte, Ahlten, Höver, Bilm, Ilten, Groß und Klein Algermissen und Bründeln.

Urkunde 1. Erwähnung
Foto: Kristina Hennies, Ursula Behre

Die erste urkundliche Erwähnung Lühndes erfolgte am 11. Mai 1117, als sich das Dorf Evern von der Mutterkirche loslöste.

Es kann angenommen werden, dass bereits kurz nach der Gründung des Bistums in Hildesheim im Jahr 815 auch in Lühnde eine erste Holzkirche errichtet wurde. Um das Jahr 1000 wurde damit begonnen, Steine als Baumaterial für die Kirchen unserer Gegend zu verwenden. Wann an diesem Ort die erste Kirche aus Steinen erbaut worden ist, ist nicht bekannt.

Der Bau der jetzigen Kirche wird im 12. Jahrhundert vermutet. Die Gewölbe der Querhausarme wurden im 14. Jahrhundert im gotischen Stil erneuert, und etwas später wurde der Chor im gleichen Stil neu angebaut.

Grundriss
Foto: Kristina Hennies, Ursula Behre

Von einer noch älteren Kirche ist nur der massive Wehrturm erhalten. Mit seinem rechteckigen Grundriss besteht er aus unregelmäßigem Kalkbruchstein. Die auffälligen Eckpfeiler an den Westecken und die Strebepfeiler in der Mitte der West- und Südseite sind im 16./17. Jahrhundert zur Standsicherung in die Turmwand eingesetzt worden.

Von der ursprünglichen Pfeilerbasilika mit ihren drei Schiffen ist heute nur das Mittelschiff erhalten. Die zugemauerten Arkaden sind im Mauerwerk an der Nord- und Südseite noch zu erkennen. Diese ehemaligen Scheidbögen verbanden das Mittelschiff mit dem jeweiligen Seitenschiff.

Decke / Säule
Foto: Kristina Hennies, Ursula Behre

Der Turm ist heute etwa einen Meter breiter als das Kirchenschiff, denn im 15. Jahrhundert wurde das südliche Seitenschiff und im 17. Jahrhundert das nördliche abgerissen - wahrscheinlich wegen Baufälligkeit, oder weil der Kirchenraum zu groß geworden war. Im Turmraum wurde ein gotisches Gewölbe eingezogen, das von einem mächtigen Mittelpfeiler getragen wird.

Im Glockengeschoss des Turmes hängen fünf Glocken, deren Klang durch rechteckige Schallöffnungen nach außen geführt wird.

Turmuhr
Foto: Kristina Hennies, Ursula Behre

Die Zifferblätter der Turmuhr sind an der Nord-und Westseite angebracht. Schon 1598 wird bei der Reparatur des Kirchendaches und des Kirchturmes nach einem Sturm eine Turmuhr erwähnt.

An der Nordseite befindet sich der rundbogige Eingang aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, der heutige Haupteingang.

Eingang
Foto: Kristina Hennies, Ursula Behre

Die Eingänge befanden sich ursprünglich im südlichen und nördlichen Kreuzarm. Die Südtür wurde im Zuge der Renovierung unter Leitung des Kirchbaumeisters C. W. Hase im 19. Jahrhundert zugemauert. Das Gewände dieser Tür ist mit ihrer Lünette in die südliche Wand des Kirchenschiffes etwas erhöht wieder eingebaut worden. Die Inschrift vermutlich mit den Namen der Bauherren M… Barnstorpes Hermen Wirt, Henni Hane, Henni Polsken, Hans Walge und mit dem Baudatum ist nur teilweise zu lesen.

Kirchenschiff
Foto: Kristina Hennies, Ursula Behre

Der Innenraum der Kirche wird geprägt von den romanischen Resten aus dem 12. Jahrhundert: Vier mächtige Eckpfeiler tragen vier große romanische Rundbögen, die wie Tore wirken, die von der Vierung aus zum gotischen Altarraum, zum Kirchenschiff und zu den Querarmen führen.

Schlusssteine
Foto: Kristina Hennies, Ursula Behre

Eine Besonderheit bilden die drei Schlusssteine der gotischen Gewölbe, die den Heiligen Stephan, eine Eichenlaubmaske und das Lamm Gottes zeigen.

Vierpassfenster
Foto: Kristina Hennies, Ursula Behre

Vierpassfenster aus Buntglas an der Spitze des mittleren Fensters aus dem 14. Jahrh.

Jerusalemleuchter
Foto: Kristina Hennies, Ursula Behre

Die Ausstattung der Kirche wie z.B. Jerusalemleuchter, Lesepult, Taufstein, Altar und Kanzel, stammt in ihrem neogotischen Stil aus der Zeit der Renovierung im 19. Jahrh. unter C. W. Hase.

Die St. Martinskirche und ihre ehemalige Gemeinde
gehören seit dem 1. Januar 2012 zu den
12 Kirchen und Kapellen
der Zwölf-Apostel Kirchengemeinde Sarstedt-Land
.